ln der Apostelgeschichte des Lukas finden wir neben der Beschreibung des Lebens der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem auch den Bericht über unseren Namenspatron.
Vor der Berufung des Stephanus steht ein Streit in der Urgemeinde zwischen den griechischen und den hebräischen Juden über die Versorgung der (griechischen) Witwen, die bei der täglichen Versorgung übersehen wurden (Apg. 6,1). Hierzu muss man wissen, dass in der damaligen Zeit ohne Rentenversicherung die Witwen auf das Gemeinwesen angewiesen waren. Sie lebten - insbesondere als Ausländer ohne Landbesitz - ebenso wie die Waisen und sonstigen Armen meistens von Almosen und waren dementsprechend auf die Versorgung durch die Gemeinde angewiesen. Die zwölf Apostel als Gemeindeleitung schlichteten diesen Konflikt, indem sie zu ihrer Entlastung sieben Männern diesen Dienst bei den gemeinsamen Mahlzeiten übertrugen (Männer „...die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind...“Apg. 6, 3). Einer dieser, von den Aposteln durch Handauflegung geweihten, so genannten Diakone (aus dem griech.: Diener) war Stephanus. Die Apostel konnten sich somit auf ihre Aufgaben in der Lehre und Predigt konzentrieren, und die sieben Diakone übernahmen fortan die sozialen Aufgaben der Witwenversorgung und Armenspeisung, waren jedoch auch für die Glaubensverkündigung zuständig.
Stephanus, der erste gewählte Diakon, wird uns als ein Mann voller Glaube und Geist vorgestellt, der sogar Wunder tat. Seinem griechischen Namen nach zu schließen gehörte er selbst zu den Hellenisten (= Griechen). Stephanus wurde nach einer seiner Predigten wegen angeblicher Lästerung gegen Gott und Moses verleumdet und vor Gericht gestellt, wo er eine flammende Verteidigungsrede hielt (Apg 7, 1-53).
ln ihr deutete er die Geschichte lsraels auf Jesus Christus hin und warf seinerseits seinen Anklägern und Richtern vor, nicht auf Gott zu hören. Seine Richter gerieten daraufhin in Wut, und Stephanus wurde ohne ordentliches Urteil aus der Stadt herausgeführt und gesteinigt. Seine Ermordung war der Auftakt zur ersten großen Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich Saulus (der spätere Paulus) besonders eifrig beteiligte.
So wurde Stephanus der Erste, der aufgrund seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde - der erste christliche Märtyrer. Während seiner Steinigung sah er den Himmel offen und Jesus zur Rechten Gottes stehen; wie Jesus bat er unmittelbar vor seinem Tod im Gebet um Vergebung für seine Peiniger.
Der Gedenktag für den heiligen Stephanus ist der 26. Dezember.
(Andreas Leo)